Der endlose Kampf um mehr wasserfläche

Noch im 19. Jahrhundert entstand in Basel der Wunsch nach einem Hallenbad. Doch alle Versuche scheiterten, ehe 1934 auf private Initiative das Hallenbad «Rialto» eröffnet werden konnte. In den 1960er-Jahren begann der zweite Teil der Leidensgeschichte, die erst 2017 mit der Traglufthalle Eglisee ihr vorläufiges Ende fand.

von Daniel Schaub

 

1881 taucht in Basel erstmals die Idee eines beheizbaren Hallenschwimmbades auf. Die Gemeinnützige Gesellschaft  (GGG) versucht, hier einen ersten Impuls zu geben. 1882 übernimmt der damalige Basler Regierungsrat Wilhelm Klein als Vorsteher des Sanitätsdepartements und schlägt allen Ernstes ein Hallenbad in der Barfüsserkirche vor. Er ist der Meinung, dass der Fokus der Regierung weniger auf die Flussbadanstalten im Rhein gelegt werden sollen, sondern auf die Umsetzung eines Hallenbades. Am 12. Juli 1882 folgt ihm die Regierung und gibt grünes Licht für eine sogenannte Plankonkurrenz. Aus acht Eingaben werden nicht nur wertvolle Erkenntnisse von bereits bestehenden Hallenbädern in England und Deutschland gewonnen, sondern es erfolgt beim einen prämierten Projekt auch ein Standortvorschlag beim Viadukt, dort, wo viele Jahre später einmal das «Rialto» entstehen sollte. Eine andere Idee will das Kondenswasser der Fabriken im Kleinbasel nutzen und dort ein Hallenbad erbauen.

 

Es erfolgt ein zweiter Wettbewerb, das Projekt der Basler Architekten Heinrich Reese und Friedrich Walter landet zwar nur auf Rang 2, wird aber dennoch zur Ausführung empfohlen. Am 8. November 1884 diskutierte der Regierungsrat konkret über deren Vorlage, die einen Standort im Waisenhausgarten oder am Unteren Rheinweg vorsah. Am 17. Dezember 1884 entschied die Regierung dann aber überraschend, nun doch kein Hallenschwimmbad errichten zu wollen, sondern die offene Badeanstalt mit zwei 24-Meter-Becken (getrennte Geschlechter) bei der Johanniterbrücke zu realisieren. Das noch heute bestehende Rheinbad St. Johann, das «Rhybeli», wurde am 6. Juni 1887 eröffnet. Dieser plötzliche Stimmungswechsel sollte etwas symbolisch stehen für die weitere Hallenbadgeschichte in Basel.

 

 

Hallenbadprojekt in der Wettstein-Anlage, 1907

 

An der Urne wurde das Projekt trotz Gegnerschaft gutgeheissen, gebaut wurde nie.


 

Die vielen gescheiterten Anläufe

 

Nach weiteren Ideen zu einem Hallenbad, die im Sande verliefen, kam erst am 10. Januar 1898 wieder Bewegung in die Sache. Nach zwei trockenen Sommern und Problemen in den Rheinbadeanstalten initiierte abermals die GGG einen Vorstoss zur Errichtung eines Hallenschwimmbades. Aus der zunächst privaten Initiative wurde bald wieder eine staatliche Angelegenheit. Heinrich Reese, mittlerweile als Baudirektor im Regierungsrat, forcierte ein Projekt mit Standort an der Ecke Wettsteinplatz/Claragraben und Hammerstrasse. Doch der Grosse Rat beerdigte die Vorlage an seiner Sitzung am 21. Februar 1901.

Trotz dieser ablehnenden Haltung blieb das Dossier nicht in der Schublade. Immer wieder kam es zu Initiativen aus verschiedenen Richtungen, doch zu einem Abschluss kamen diese nie. Selbst als das Volk am 28. Juni 1907 in einer Referendumsabstimmung dem Bau eines Hallenbades auf dem Areal der Wettsteinanlage mit 8764:2963 Ja-Stimmen die deutliche Zustimmung erteilte und sogar schon ein Vertrag mit einem Initiativkomitee zur Gründung einer Aktiengesellschaft  unterzeichnet war, kam die Sache zu keinem guten Ende. Nach einem durchgeführten und prämierten Wettbewerb scheiterte die Umsetzung an der Finanzierung und an Diskussionen über den definitiven Standort.

Das war – auch bedingt durch die Wirren des Ersten Weltkriegs – für lange Zeit der letzte Anlauf in Richtung Hallen-bad in Basel. Erst 1923 kam das Thema wieder auf den Tisch, zunächst einmal mehr mit einer erfolglosen Idee. Ein Projekt für ein Schwimmbad bei der Börse scheiterte an den hohen Kaufpreisen. Doch in Basel waren innert kürzester Zeit die Schwimmvereine SK Basel (1919), Schwimmsektion BSC Old Boys (1922), Neptun (1924) und Poseidon entstanden, immer mehr Schwimmerinnen und Schwimmer brauchten immer mehr Trainingsfläche – auch im Winterhalbjahr. Deshalb begann 1924 eine durch die Vereine gestützte Unterschriftensammlung für ein Hallenschwimmbad im Kleinbasel – in der Nähe des Badischen Bahnhofs. Die Volksinitiative kam zustande. Max Rietmann, Präsident der Schwimmsektion BSC Old Boys, schrieb im OB-Bulletin im Frühjahr 1924:

«Eins tut uns not! und dies eine ist ein Hallenbad! Erschrick nur nicht lieber Leser, es geht nicht an den Geldbeutel, aber unterzeichnet die Unterschriftbogen, die wir zirkulieren lassen und leiht uns Eure geistige Unterstützung, darum bitten wir Euch. Ein Hallenbad kommt uns Allen zu Gute!»

 

Mit Aktien sollte die Finanzierung sichergestellt werden.

Das Hallenbad wäre ein Schmuckstück geworden.


 Das Hallenbad am Viadukt

 

Doch ehe die Politik Gelegenheit hatte, sich um das Anliegen zu kümmern, wurden die privatrechtlichen Pläne für ein Hallenschwimmbad am Viadukt vorangetrieben. 1932 wurde die Hallenschwimmbad Viadukt AG gegründet, Präsident wurde der Basler Ständerat Ernst Thalmann. Schon im Oktober jenen Jahres fand der Spatenstich für die Anlage beim Zoologischen Garten statt, keine zwei Jahre später war der Bau fertiggestellt. Am Wochenende des 29. September 1934 wurde das Bad mit einem grossen Eröffnungsfest der Bevölkerung übergeben. «Tout Bâle» liess sich das Spektakel nicht entgehen. Arne Borg, der schwedische Olympiasieger und mehrfache Weltrekordhalter, war als Schwimmlehrer für das «Rialto» engagiert worden, er präsentierte nicht nur seine enorme Geschwindigkeit im Wasser, sondern auch ein paar Kunststücke, indem er verschiedene Tiere im Wasser zu imitieren wusste. Etwas, das man in Basel in dieser Form noch nicht gesehen hatte. Auch Verbandsschwimmwart Max Rietmann, als Präsident der OB-Schwimmsektion einer der Treiber hinter dem Hallen-bad-Projekt, zeigte seinen ganzen Stolz und liess rund 80 Schwimmerinnen und Schwimmer ihr Können zeigen und ein «Hip-Hip-Hurra» auf die neue Anlage ausrufen.

erfolgt eine Petition zur Überdachung des Sportbades St. Jakob, auch diese erweist sich als nicht realistisch. Auch die grosstrabende Idee eines Schwimmzentrums im Bereich Aqua Basilea in Pratteln verdunstet in nur wenigen Monaten.

Das «Rialto» war das erste Hallenschwimmbad der Schweiz.

 Das gescheiterte Schwimmzentrum

 

Die konkreteste Initiative für eine gedeckte Schwimmhalle war die Gründung einer Stiftung «Schwimmzentrum beider Basel» im Jahr 2002. Diese stellte ein 44-Millionen-Projekt für ein Hallenprojekt im Raum St. Jakob (zwischen Eishalle und St. Jakobshalle) vor, das insgesamt fünf Becken, darunter ein 50-Meter-Pool, beinhaltete. Doch raumplanerische Bedenken und die noch nicht sichergestellte Finanzierung brachten auch dieses Projekt zum Erliegen. Es folgten neue, spezielle Ideen wie der Vorschlag des Sportamtes Basel-Stadt, man möge eine Schwimmhalle an die bestehende Eissportanlage am Margarethenpark anbauen. Später erfolgt eine Petition zur Überdachung des Sportbades St. Jakob, auch diese erweist sich als nicht realistisch. Auch die grosstrabende Idee eines Schwimmzentrums im Bereich Aqua Basilea in Pratteln verdunstet in nur wenigen Monaten.

 

Die Traglufthalle im Eglisee

 

Dann, ab 2012, scheint das Wasserglas endlich halb voll zu werden. Die Idee eines Ballondaches für das Garten-bad Eglisee geht in die Projekt- und schliesslich auch in die Umbauphase. Rund vier Millionen Franken mussten investiert werden, das Gartenbad war im Sommer 2017 wegen der Arbeiten teilweise geschlossen. Am 28. Oktober 2017 konnte der lange gehegte Wunsch einer gedeckten Winterwasserfläche über 50m in Basel umgesetzt werden, die «Ballonhalle» im Eglisee wurde offiziell dem Betrieb übergeben, für den der SV beider Basel verantwortlich ist. Nach exakt einem halben Jahr wurde eine stolze Bilanz gezogen: 11'000 Menschen haben das Angebot genutzt. Das Bad eignet sich in erster Linie für das sportliche Streckenschwimmen und wird deshalb primär von Frühschwimmerinnen und -schwimmern sowie für den Vereinssport genutzt. Sie wird in 14 Tagen im Herbst montiert und innerhalb von nur einem Tag im Frühjahr wieder demontiert. Die Traglufthalle selbst wird im Eglisee gelagert, die Garderobenmodule für den Winterbetrieb sind im Sommer auf der Sportanlage Bachgraben verstaut.

Seit 2017 wird das Eglisee im Winter als «Hallenbad» genutzt.


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